Thema von nuvoletta im Forum Hallo Isar-Schalker un...
.... oder die Ballade eines Schalkers in der Diaspora
Der Ballade Erster Teil
Zwischen Isar und Loisach, da bin ich geboren Ein paar Tage später ham die Schalker gleich verloren Gegen die Bayern aus München, die kamen grad empor Rainer Ohlhauser schoß das „goldene“ Tor
Aus mir wurde trotzdem nie ein richtiger Bayer Mir bedeuteten nix Beckenbauer, Müller oder Maier Fischer, Abramczik und Rüssmann, das waren meine Helden Doch mit denen hatte ich hier nicht viel zu melden
Als Schalker in München dazu bedarf es Mut Doch mein Vater vererbte mir halt nun mal königsblaues Blut Jedes Jahr kamen wir mindestens einmal ins Revier Und besuchten den FC Schalke 04
„Mein erstes Mal“, das war kein Entzücken Der Gegner hieß 1. FC Saarbrücken Wir verloren das Spiel und am Ende auch die Schale Deutscher Meister wurde Gladbach zum letzten Male
In den folgenden Jahren gabs viel zu leiden Denn der Abstieg ließ sich nicht mehr vermeiden Wir spielten gegen Lüttringhausen, Unterhaching und Meppen Und die Bayern-Fans fragten mich, „Wos wuist’n mit Deine Depp’n
Und mußt Du mal sch****n und hast kein Papier Dann nimmst Du die Fahne von Schalke 04“ Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen Die Jungs aus meiner Klasse verhöhnten mich Morgen für Morgen
Für die gab es fast jedes Jahr irgendwas zu feiern Und ich begann ihn zu hassen, den FC Bayern Mit den „Löwen“ dagegen teilte ich meinen Kummer Die waren mittlerweile eine noch kleinere Nummer
Am 2. Mai 84 schoß Olaf Thon Drei Tore gegen die Bayern im Parkstadion Anderntags ging ich zur Schule ganz in Blau und Weiß Und die Bayern-Fans fragten, „Wos wuist’n Du Preis?“ In meiner Kutte, mit Trikot und mit Schal Schritt ich stolz auf mein Schalke durchs Loisachtal
Mir wuchs mein erster Bart und meine Haare wurden länger Und für meine Schalker wurd’s immer enger Zweite Liga, Abstiegsplatz, kaum noch Geld, keine Tore Skandale gehörten bei uns zur Folklore
So war’s in den Achtzigern, Ihr werdet Euch erinnern Die Schalker gehörten wahrlich nicht zu den Gewinnern Doch wir fuhren fort, unser Schicksal zu ertragen Zu lieben und zu ehren in guten wie in schlechten Tagen....
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Tutta la vita azzurrebianco....
Eine kleine Erinnerung an den Nikolaustag in Mailand 2005
Montag, 05.12.2005
Ca. 12.15 Uhr: Anscheinend hat mein Meldestellenleiter extra wegen mir den Nikolaus schon für Montag bestellt. Schließlich weiß er seit Monaten, dass ich mich Mittags nach dem Parteiverkehr in Richtung Mailand verabschieden werde und am Dienstag deswegen nicht an Bord bin. Meine Kollegen und ich bekommen also die Leviten gelesen und anschließend jeder einen Schokoniko überreicht. Unter Zeitdruck, weil ich ja zum Zug muß, gelingt es mir trotzdem einigermaßen die Ruhe zu bewahren. Aber ich trete nervös von einem Fuß auf den anderen.
Ein paar Straßen von meiner Behörde entfernt habe ich in der Früh mein Auto geparkt und dort muß ich noch meine Siebensachen aus dem Kofferraum holen, mit denen ich dann in Windeseile zur U-Bahn spurte. Sofern man mit einem kleinen Koffer, einer Kühltasche, einer vollbeladenen Flaschentasche und einem kleinen Rucksack in der Lage ist, zu spurten.
Aller widrigen Umstände zum Trotz erreiche ich rechtzeitig den Hauptbahnhof, wo einer meiner mitreisenden Isar-Schalker, Andy, schon am Gleis wartet. Er hat zwar einen riesengroßen, schweren Reisekoffer dabei, aber keine Zahnbürste. Die hat er vergessen und besorgt sich schnell noch eine bei Schlecker um die Ecke. Nachdem er wieder zurück ist, stellt sich auch Thorsten ein und unser Zug wird bereitgestellt. Andy und ich richten uns schon mal häuslich in unserem Abteil ein und dekorieren es blau-weiß, während Thorsten noch am Gleis auf den vierten im Bunde, Andreas, wartet. Nachdem der ebenfalls aufgetaucht ist, kann die Reise beginnen.....
13.30 Uhr: Milan, Milan, wir fahren nach Milan.....
Andy hat am vergangenen Wochenende seinen 30. Geburtstag gefeiert und von den Partyrestbeständen reichlich Verpflegung dabei, inklusive 19 Flaschen Becks. Was übrigens auch den großen, schweren Koffer erklärt, der neben diversen Kleidungsstücken und Reiseutensilien eine kleine Kühltruhe beherbergt. Zusammen mit meinen 12 Diebels Alt und den hausgemachten Frikadellen meiner Mutter gestalten uns seine Mitbringsel die Fahrt recht kurzweilig. Bis Verona kenne ich in der Gegend wohl jeden Baum und jeden Strauch und jeden Weinberg. Nur daß ich gewöhnlich die Autobahn nebenan benutze.
Andy’s langjährige Freundin, die er uns irgendwann schon mal in unserem Vereinslokal vorgestellt hat, ist zwar eine Rote, aber ihre Mutter backt wunderbaren Kuchen. Darauf eine Runde Jägermeister....
Auf der Höhe von Brescia genehmigen wir uns noch mal eine Runde. Es bleiben uns genau drei Diebels Alt für die Rückfahrt übrig und noch ungefähr der halbe Jägermeister. Ansonsten Flasche leer, um einen berühmten, in Ehren ergrauten Milan-Spieler zu zitieren. Bin stolz auf meine Jungs. Denen ich inzwischen beigebracht habe, „Blau und Weiß ein Leben lang“ auf Italienisch zu singen.
„Azzurrebianco, tutta la vita azzurrebianco.....“
Die leeren Flaschen entsorgen wir bei unserer Ankunft am Milano Centrale ehe wir uns per Taxi zum Hotel begeben. Unterwegs zum Taxistand begegnen uns schon die ersten blau-weißen Schals, deren Besitzer einen etwas desorientierten Eindruck machen. Irgendwie wissen sie nicht genau, wohin sie sollen. Wir können ihnen leider auch nur bedingt helfen. Andy ist der Einzige von uns, der schon mal in Mailand war, im Mai '97, und Andreas hat einen Stadtplan im Gepäck.
Im Taxi bemühe ich mich um eine Konversation mit dem Fahrer in seiner Landessprache, um gleich einer eventuellen teuren Stadtrundfahrt zum Hotel vorzubeugen, aber eine solche Art der Abzocke hatte der für meinen Begriff ohnehin nicht vor. Er erinnert mich ein bisschen an seinen Kollegen, der mich im Sommerurlaub immer durch „mein“ Cattolica und rauf nach Gradara fährt. Sein Taxameter startet bei 6,10 Euro, über den Grundpreis lässt sich vielleicht meckern, aber er endet bei 13,00 Euro.
Im Antares Hotel Concorde in der Viale Monza 132, einem komfortablen Vier-Sterne-Schuppen, erwartet uns schon die Nachricht eines weiteren Isar-Schalkers, Markus, der bereits Nachmittags mit dem Flugzeug angekommen ist. Anscheinend hat er von einem Portier ein gediegenes Speiserestaurant empfohlen bekommen, das sich drei U-Bahn-Stationen entfernt befindet. Dort sollen wir ihn abholen. Nach der üblichen Eincheckprozedur und einem Kurzfrischgemacht auf dem Zimmer begeben wir uns also zur U-Bahn.
Sind wir so dämlich oder tun wir nur so? Jedenfalls bekommen wir aus keinem der zur Verfügung stehenden Automaten ein Ticket für die Metro. Wir lassen den Cursor von „Italiano“ auf „Tedesco“ springen, dann erscheint die Anzeige „Deutsch“, aber das war’s dann auch schon. Wenn wir Enter drücken springt die Anzeige wieder zurück auf „Italiano“. In seinem Kabäuschen sitzt zu vorgerückter Stunde eine schon etwas in die Jahre gekommene Ausgabe von Doug Heffernan's Kumpel Spence. Ein offenbar stressgeplagter und von seinem Tagwerk entnervter Bediensteter der Azienda Trasporti Milanesi, der glaubhaft versichert, kein Wort Deutsch oder Englisch zu sprechen. Mein Italienisch ist wiederum nicht gut genug, ihn zu bewegen, uns die Tücken der vermaledeiten Automaten zu erklären. Nach mehreren vergeblichen Versuchen, entscheiden wir uns für Schwarzfahren in Mailand. Verspricht schließlich einen gewissen Nervenkitzel und wollten wir schon immer mal ausprobieren. Dabei hätte die örtliche Verkehrsgesellschaft, kurz ATM genannt, unser Geld sicher gut gebrauchen können. Wie wir spätestens bei Einfahrt des Zuges feststellen. Ich erinnere mich dunkel daran, dass ich mit einer ähnlichen Kiste mal kurz nach der Wende durch Dresden gefahren bin und kann dabei nicht einmal ganz ausschließen, dass ich mich jetzt in genau derselben befinde. Jedenfalls habe ich die genauso quittegelb in Erinnerung.
Nach einer kurzen Suche finden wir das Ristorante und treffen am Eingang auf einen satten und zufriedenen Markus, der uns etwas von einem Szene-Kneipen-Viertel am anderen Ende der Stadt erzählt. Wo man anscheinend unbedingt mal gewesen sein muß, wenn man schon was von Mailand zuhause erzählen will. Meine Begeisterung hält sich in Grenzen. Ein Absacker in dem Ristorante oder an der Hotel-Bar wäre mir eigentlich genug. Aber na gut, dann also weiter ohne Ticket quer durch Mailand. Denn natürlich haben an der Haltestelle die Automaten genauso ihre Arbeit eingestellt und selbstverständlich erweckt der ATM-Bedienstete in seinem Kabäuschen den selben Eindruck wie sein Kollege vorhin und wir fragen ihn erst gar nicht lange, sondern gehen gleich an ihm vorbei zu den Gleisen runter. Inzwischen haben wir ja gelernt, wie mühelos das geht.
Während wir auf die nächste U-Bahn warten, die aber wohl nur noch im Zwanzig-Minuten-Takt verkehrt, bewegt sich der Zeiger der Uhr, die sich in meinem Blickfeld befindet, gemütlich auf elf zu. Abends, wohlgemerkt. Eine Tageszeit, wo ich mich auch in einer Metro in Berlin oder Hamburg allmählich auf weniger vertrauenserweckende Mitreisende einstelle und auf der Hut bin. Umso mehr wenn ich noch nie zuvor in einer Stadt gewesen bin und die Landessprache nun mal letzten Endes doch nicht meine Muttersprache ist. Egal, wie gut oder schlecht ich sie beherrsche. Aber immerhin hab ich schon Leipzig nachts überlebt und werde also auch Mailand nachts überleben. Ein blechern klingendes Schifferklavier sorgt während den ungefähr zehn Stationen für Unterhaltung und untermalt gleichzeitig eine Szenerie, an der so mancher Krimi-Regisseur lange feilen müßte.
Am anderen Ende der Stadt, fragt mich bitte keiner mehr, wie der Ortsteil heißt, kramen Markus und Andreas ihre Reiseführer aus und Andy seine in dieser Hinsicht spärlichen Erinnerungen an den Mai '97. Offenbar war er schon mal in dieser Gegend und in irgendeiner Kneipe, aber ganz sicher ist er sich nicht mehr. Unvermutet schallen uns plötzlich laute Schalker Gesänge aus einer Pinte entgegen, die von meinen Kollegen allerdings verschmäht werden. Mehr oder weniger achtlos gehen sie daran vorbei, abgesehen von einem kurzen Mitsingen des Liedgutes. Für mich bleiben diese Gesänge das einzig Heimelige in der nächsten halben Stunde. Da bin ich dann schon versucht, Markus seinen Reiseführer in die krumme Lanke zu schmeissen, an der wir gerade vorbeilatschen. Als wir endlich eine Straße erreichen, in der sich Pizzeria an Bar und Ristorante an Pub reiht. Offenbar das Ziel unserer Suche. Nur die eine bewusste Kneipe, nach der Markus und Andy Ausschau halten, lässt sich nicht auftreiben. Aber damit der lange Weg nicht umsonst war, beehren wir eben eine andere mit unserem Besuch.
Nach kurzem Studium der Getränkekarte entscheide ich mich für ein Pint of Guinness für 5 Euro. In meinem Stammpub in der Giselastraße zahle ich normalerweise auch schon 4 Euro, also erscheint mir das ein halbwegs reelles Preis- Leistungsverhältnis zu sein. Auch wenn ich mich mit Markus über die Ausmaße eines Pintglases kabbeln muß. Andy neben mir zieht ein oder zweimal an seinem Strohhalm und sein vergleichsweise teurer Cocktail, drei fuffzich oder so, besteht nur noch aus Eiswürfeln. Während mir mein Guinness für den Rest des Abends reicht, müssen die Cocktailtrinker mehrmals nachordern. Markus hat die Faxen schließlich dicke und bestellt sich ein Birra Grande.
Der Barmann lässt sich im Vorbeigehen an unserem Tisch beim Anblick meines Schals mehrmals zu einem „Forza Schalke“ hinreissen. Seine Kollegin, die uns umsorgt, ist eine niedliche Kleine und ihre Freundinnen, die sie später besuchen kommen, sind fast noch berückender. Für meinen Geschmack vielleicht alle ein bisschen sehr dünn, aber eben auch mit dieser fast schon serienmässig zu nennenden Haarpracht ausgestattet. Und vermutlich darfst Du nicht zu tief in ihre dunklen Augen blicken, wenn Du schon seit Deiner Jugend ein Faible für südländische Frauen hast.
Allerdings habe ich inzwischen auch meinen sogenannten „toten Punkt“. Die Jungs unterhalten sich über irgendwelche Kurven, keine weiblichen, und Messwerte in der Physik, schon zu Schulzeiten nicht unbedingt mein Spezialgebiet. Also ziehe ich das in meinen Ohren lieblich klingende Geschnatter unserer Kellnerin und deren Freundinnen vor. Jedenfalls dann, wenn die nicht gerade zum Rauchen vor die Tür gehen müssen, weil ja inzwischen in Italien quasi überall öffentliches Rauchverbot herrscht.
Markus schlägt vor, mit der Straßenbahn zurück Richtung Hotel zu fahren. Aber darauf hab ich nun wirklich keinen Bock mehr. Es stellt sich zwar als etwas schwierig dar, ein Taxi für fünf Fahrgäste aufzutreiben, zeigt sich aber letzten Endes doch nicht unmöglich.
Im Hotel hab ich komischerweise meinen „toten Punkt“ wieder überwunden und nippe sogar noch ein wenig an dem Rotwein, den Markus im Lauf des Nachmittags erstanden hat und den wir jetzt in dem Zimmer köpfen, das er sich mit Andreas teilt. Gewöhnlich vermeide ich es, Bier und Wein zu mischen, egal in welcher Reihenfolge. Aber nachdem ich das Etikett auf der Flasche studiert habe, bin ich neugierig. Ein Wein aus Ligurien, die Rebsorte habe ich aber inzwischen vergessen.
Nach einem angeregten Gespräch über Schalke und den Rest der Fussballwelt, trennen wir uns gegen halb fünf Uhr morgens und ich sinke wie ein Stein in mein Bett. Zwei Lampen sind noch an, aber ich habe einfach keinen Nerv mehr, die dazu passenden Schalter herauszufinden....
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Mittwoch, 1. Oktober 1958:
Der Truppentransporter "USS General Randall" legt um 8.46 Uhr an der Columbus-Kaje in Bremerhaven an. Mit an Bord ist der von seinen zahllosen Fans schon sehnsüchtig erwartete Private Elvis Aaron Presley, G.I. - Nr. 53 310 761, der im März des selben Jahres zur Armee einberufen wurde. Die folgenden etwa sechzehn Monate wird er seinen Wehrdienst in einer Kaserne im hessischen Friedberg ableisten....
Am selben Tag bzw. Abend tritt der amtierende Deutsche Meister FC Schalke 04 in der holländischen Grenzstadt Enschede zum Entscheidungsspiel um den Einzug ins Achtelfinale des Pokals der Landesmeister an. Gegner ist der dänische Titelträger Boldklubben Kopenhagen. Dieses Entscheidungsspiel war notwendig geworden nachdem beide Kontrahenten jeweils ihre Heimspiele mit 3:0 bzw. 5:2 gewonnen hatten. Nach einer torlosen ersten Halbzeit gewinnt Schalke durch Tore von Siebert, Nowak und Berni Klodt mit 3:1 und trifft später im Achtelfinale auf die Wolverhampton Wanderers. Erst im Viertelfinale scheiden die Knappen gegen Atletico Madrid aus dem Wettbewerb aus....
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Die ersten elf Männer -
Die Geschichte des ersten offiziellen Länderspiels einer Deutschen Fussball-Nationalmannschaft
"Verzweifelt starrte der 18jährige Primaner in die wogende Menge, doch der Mann mit der Fahrkarte war nirgendwo zu entdecken. Im letzten Moment, als der Schaffner schon die Pfeife zum Mund führte, um das Signal zur Abfahrt zu geben, kam ein schweißtriefender älterer Herr auf den Bahnsteig gehastet.
'Sind Sie das Beckerchen?', fragte er atemlos. Er war es.
Fritz Becker, Halblinker der Frankfurter Kickers und auserwählt, beim ersten offiziellen Länderspiel in der noch jungen Geschichte des DFB die Farben Deutschlands zu tragen.
Wenigstens die vereinbarte Übergabe der Fahrkarte für den Zug von Berlin nach Basel mit Halt in Frankfurt hatte geklappt. Vorher war so gut wie alles schief gegangen, und der Schüler an der Oberrealschule Frankfurt hatte seine Zweifel, ob der Ärger, den ihn sein Freizeitvergnügen einhandelte, das alles wert sei. Ein paar Tage vor der großen Reise in die Schweiz hatte man ihn noch erwischt, als er an einer 'öffentlichen Schaustellung' teilnahm. Becker hatte, ohne Genehmigung des Direktors, Sport getrieben. Vom klassischen Ideal des 'Mens sana in Corpore sano' - ein gesunder Geist in einem gesunden Körper - hatte ihn der Oberlehrer zum hundertsten Male einzubleuen versucht, sei Fritz Becker weit entfernt, 'wenn Sie inmitten eines Haufens von Rohlingen mit den Beinen gegen einen Ball treten.' Drei Stunden Karzer waren die Strafe....
Von seiner Nominierung hatte der Bub durch eine versteckte Notiz in der Zeitung erfahren. Ein Brief vom DFB folgte drei Tage vor dem Spiel...." (Ludger Schulze, aus dem Buch "100 Jahre DFB - Die Geschichte des Deutschen Fussball-Bundes", Sportverlag Berlin 1999, Seite 141)
Basel, Sonntag, den 5. April 1908, kurz vor 15 Uhr:
Manch einem von ihnen mag die historische Tragweite dieses Ereignisses Zeit seines Lebens nicht bewußt geworden sein. Elf junge Männer sind auserwählt, die Farben Deutschlands im ersten offiziellen Fussball-Länder-Wettkampf zu vertreten.
Der ersten elf Männer - Die besten ihres Landes....
Der Deutsche Fussball-Bund ist vor etwas mehr als acht Jahren gegründet worden und Gottfried Hinze vom Duisburger Spielverein 08 führt im dritten Jahr den Vorsitz. Sein Vorgänger Friedrich Wilhelm Nohe vom Karlsruher FV hatte nur ein Jahr amtiert, Dr. Ferdinand Hueppe vom DFC Prag davor vier Jahre.
Einen Auswahl-Trainer stellt der DFB nicht zur Verfügung (Reichstrainer Otto Nerz wird seine Tätigkeit erst rund zwanzig Jahre später aufnehmen). Dafür hält der Spielausschuß-Vorsitzende Hugo Kubaseck aus Hamburg vor Spielbeginn eine Art Anstandsunterricht ab. Von Taktik spricht er nicht ein einziges Wort.
Immerhin macht Jemand ein Foto von den ersten elf Männern. Um es der Nachwelt zu erhalten. Sie tragen schwarze Blusen mit langen weißen Ärmeln, auf der Brust prangt der Reichsadler. Dazu schwarze Hosen und schwarze Stutzen. Die Arme vor der Brust oder hinter dem Rücken verschränkt, manch einer läßt sie auch lässig herabbaumeln, stehen sie auf dem Landhof in Basel, unweit der Tramhaltestellen Bad. Bahnhof und Riehenstrasse. Vier von ihnen tragen Oberlippenbart, die anderen sind glattrasiert. Ganz links steht Betreuer Dettinger, rechts hinten verdeckt DFB-Vertreter Wilhelm Behm, ganz rechts der Spielausschuß-Vorsitzende Kubaseck. Im Hintergrund sieht man die gut besuchte Zuschauer-Tribüne.
Der Eintritt kostet 3,00 Franken auf der Tribüne, 2,00 Franken auf dem I. Platz und 1,00 Franken auf dem II. Platz. Das offizielle Programm, herausgegeben von der Schweizer Fussball-Association, kostet 20 Cts.
Fritz Becker, der Primaner, wird sechs Minuten nach dem Anpfiff, also vielleicht eine Viertelstunde nachdem das Foto entsteht, das erste Tor in diesem Spiel schiessen.
Das erste Tor für Deutschland....
Im Juni 1954 wird in Basel eine Deutsche Fussballnationalmannschaft mit 3:8 gegen Ungarn verlieren. Zwei Wochen später trägt eine begeisterte Menschenmenge die Helden von Bern vom Platz....
Zwei weitere Male wird Deutschland Fussball-Weltmeister, dreimal auch Europameister....
Insgesamt zwölf Mal wird Deutschland im Finale einer Welt- oder Europameisterschaft stehen....
Zweimal wird Deutschland Gastgeber einer Fussball-Weltmeisterschaft sein, einmal eine Europameisterschaft austragen....
Fritz Becker denkt vielleicht an die unmittelbar bevorstehende Olympiade in London bei der erstmals Nationalteams in seiner Sportart zum Wettstreit antreten und keine Vereinsmannschaften wie bisher. 1936 und 1972 wird in deutschen Fussballstadien um die Gold-, Silber- und Bronzemedaille gespielt. 1988 wird in Seoul eine Deutsche Fussballnationalmannschaft Bronze gewinnen. Sogar olympisches Gold gibt es, aber das in einer Zeit, in der es zwei Deutsche Staaten und zwei Fussballverbände gibt....
All das können sich die wilhelminisch geprägten jungen Männer noch gar nicht ausdenken....
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"Mein erstes Mal, das war kein Entzücken Der Gegner hieß 1. FC Saarbrücken...."
Samstag, 2. April 1977, 15.30 Uhr:
FC Schalke 04 - 1. FC Saarbrücken 0:1 (0:0)
Soweit ich mich erinnern kann, war das wohl mein erstes Mal auf Schalke. Ich war damals noch keine zehn Jahre alt, weil ich ja erst im Oktober Geburtstag habe. Es gibt noch ein Foto von mir, auf dem bin ich im Parka und mit einem ewig langen blau-weißen Schal zu sehen, auf dem Weg zum Parkstadion. Den Schal hab ich heute noch, den hat nämlich meine Schwester selbst gestrickt. Das war ein Geburtstags- oder Weihnachtsgeschenk. Vor ein paar Jahren begleitete er mich zum Beispiel auch nach Kopenhagen. Jetzt liegt er in einer dieser Papiertüten aus dem Schalke-Fanshop hier in Carena's Arbeitszimmer. Zusammen mit meinen anderen Lieblings-Schals, die ich aus Laim mit nach Lütgendortmund genommen habe....
"Jedes Jahr kamen wir mindestens einmal ins Revier Und besuchten den FC Schalke 04...."
Ich habe noch eine dunkle Erinnerung daran, daß mein Vater mich eigentlich gegen den "FC" zum ersten Mal mitnehmen wollte. In Köln oder zuhause weiß ich nicht mehr. Jedenfalls fiel das Spiel aus irgendeinem Grunde aus und ich mußte nochmal ungefähr ein Jahr auf meine Premiere warten.
Die Namen unserer Jungs brauche ich wohl niemandem vorzubeten. Aber auch die Aufstellung der gegnerischen Mannschaft konnte ich noch lange nach dem Spiel auswendig aufsagen und kriege Teile davon heute noch zusammen. Asimovic, Traser, Bernd Förster, der spätere Nationalspieler, aber vor allem den Schützen des "goldenen" Tores, Harry Ellbracht.
In dem Buch "Schalke in Zahlen" wird die Zahl der Zuschauer mit 15 000 angegeben. Es waren auch sehr Wenige, die sich bei naßkaltem Wetter im Parkstadion verloren und die Stimmung wurde gegen Ende der Partie geradezu trostlos. Ich hab noch heute das gellende Pfeifkonzert im Ohr. Und ich heulte damals Rotz und Wasser. Aber nicht allein wegen der Niederlage, sondern vor allem wegen der Pfiffe. Hatte ich doch in dem "Lied über Schalke" etwas von tausend Freunden gehört, die zusammen stehen. Eines der Dinge, die mich zutiefst beeindruckt haben, als ich Schalke kennen lernte. Und dann diese Pfiffe. Ich verstand die Welt nicht mehr in meinem noch jungen Leben. Im Nachhinein kann ich mir diese Pfiffe nur dadurch erklären, daß ein Großteil der Zuschauer sich wohl an ein Spiel gegen Bielefeld erinnerten, das erst rund sechs Jahre zuvor stattgefunden hatte und dessen Nachwirkungen im Jahre '77 ja immer noch spürbar waren.
Als mein Vater und ich zu meinem Großelternhaus in Herten zurückkehrten, heulte ich immer noch. Und der Glastüre zum Wintergarten versetzte ich mit meinen Stiefeln einen Tritt, als meine Großmutter sie öffnete. Wütend und enttäuscht wie ich war. Impulsivität ist übrigens noch heute eine meiner weniger schätzenswerten Charaktereigenschaften.
Nach dem letzten Spieltag dieser Saison war die Enttäuschung ganz besonders groß. Es war der 21. Mai 1977. Sogar ein Heimsieg im Derby reichte nicht mehr. Gladbach wurde mit einem 2:2 im Münchener Olympiastadion Deutscher Meister. Noch heute sehe ich mich untröstlich und am Boden zerstört in meinem Kinderzimmer sitzen. Nachdem ich zuvor in der guten, alten Sportschau den Verlauf der beiden entscheidenden Spiele verfolgt hatte. Dabei konnte ich noch gar nicht ahnen, was mir als Schalker noch alles bevorstehen sollte und daß fast ein viertel Jahrhundert vergehen würde, bis wir der Meisterschale noch einmal so nahe kamen....
Die Flutlichtmasten des Parkstadions....
Jahrelang haben sie mich begrüßt und verabschiedet, wenn ich mit meinen Eltern unsere Verwandten in Herten besuchte....
Mein Vater drehte bei An- oder Abreise oft nochmal für mich 'ne kleine Runde, damit ich das Parkstadion sehen konnte....
Engelbert Siegel, der inzwischen auch schon längst verstorbene Platzwart des Parkstadions, empfing meinen Vater und mich immer in seinem kleinen Kabäuschen. Zwei, dreimal waren wir zu Gast vorne in seinem Privathaus, wo heute der Fanshop steht. Er und seine Frau besuchten uns dafür in ihrem Winterurlaub auf der Durchreise nach Bad Kleinkirchheim....
4:0 am 11. August 1978 gegen Frankfurt und wir waren am 1. Spieltag der Saison nur Zweiter, weil der FCK 5:1 gegen den VfB gewonnen hatte; es war der Geburtstag meines Vaters.....
1:1 zweieinhalb Monate später gegen den immer noch ungeschlagenen Tabellenführer FCK, einen Tag vor meinem Geburtstag....
2:1 als bereits "gefühlter Absteiger" gegen den späteren Vizemeister HSV mit seiner Supertruppe am 11. April 1981. Das Spielplakat mit allen Unterschriften unserer Jungs hing lange Jahre in meinem Jugendzimmer in Wolfratshausen....
SpVgg Bayreuth, BV Lüttringhausen, bei einem dieser beiden Spiele saß Stan Libuda ein paar Plätze neben uns in der selben Reihe....
Bundesliga-Aufstieg gegen Darmstadt 98....
3:3 gegen die Roten, als wir ihnen in die Meistersuppe spuckten und Werder Bremen den Titel holte, danach wurde der Platz gestürmt und das heulende rote Pack aus dem Stadion gejagt....
Diese und viele andere Spiele gehören zu meinen Erinnerungen....
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Frage 1: EM-Spiel Deutschland gegen Niederlande am 14.06.1980 in Neapel, 3:2 - welcher holländische Mittelfeldspieler sieht die Gelbe Karte?
a) Arie Haan
b) Willy van de Kerkhof
c) Huub Stevens
Frage 2: Von 1972 bis 2004, welcher andere Ruhrgebietsverein sendete genauso viele deutsche Nationalspieler zu einer EM wie der FC Schalke 04, nämlich genau drei?
a) VfL Bochum
b) MSV Duisburg
c) Rot-Weiss Essen
Frage 3: Wann spielte zum letzten Mal ein Schalker für Deutschland bei einer Europameisterschaft?
a) 1988
b) 1996
c) 2004
Frage 4: Als Erwin Kremers Europameister wurde, war Ebbe Sand...?
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by nuvoletta
"Oppa Pritschikowski aus dem Ruhrrevier Kennt die Schalker Knappen schon seit 1904"
Irgendwann im Herbst 1903
Schweigend sehen sich die Jungen das Spiel an. Schweigend, wie die anderen Zuschauer. Abgesehen vom Torjubel oder mal einem gelegentlichen „Ah“ oder „Oh“ bei besonders gelungenen Spielzügen oder vergebenen Tormöglichkeiten sind Zuschauerlaute nämlich beim Fussball verpönt. So wie man das hundert Jahre später noch immer von Spielen im Amateurbereich kennen wird. Keine „La Ola“, keine „Attacke“, kein Pfeifen und kein Trommeln.
Die „Sechsundneunziger“ haben eine Mannschaft aus Holland zu Gast. Ein internationaler Gegner also und damit ein großer Tag für den Gelsenkirchener Ortsteil Schalke. Von überall aus den umliegenden Städten sind die Leute herbeigeströmt. Im Nachbarland wird schon seit ein paar Jahren ein Meister ermittelt, im Deutschen Reich dagegen wurde erst diesen Sommer zum ersten Mal eine Meisterschaft ausgespielt. Die Holländer spielen auch schon einen ganz gepflegten Ball, die „Sechsundneunziger“ haben große Mühe dagegen zu halten.
Es dauert keine zehn Minuten und die Holländer machen das erste Tor. Bewurndernd blickt Willy dem Torschützen in seinem gelben Hemd und seiner roten Hose nach, wie der, von seinen Mitspielern beglückwünscht, in die eigene Hälfte zurückläuft.
Links neben Willy steht Viktor, rechts von ihm Josef. Hinter ihnen Heinrich und noch ein anderer Josef.
„Kerl, Kerl, die kriegen heut vielleicht sogar zehn Stück.“, meint Viktor
„Datt kann gut sein.“, entgegnet Willy, nimmt dabei seine Schiebermütze ab und kratzt sich an der Stirn.
„Aber gegen uns hätten die Käsköppe keine Schangse.“
„Du wieder.“, lacht Viktor und die Anderen fallen in sein Lachen ein.
„Ein eigener Verein. Pah.“, ist Heinrich‘s Kommentar.
„Ja, warum denn nich?“ Wenn Willy sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann beharrte er auch auf seiner Meinung. Das war immer schon so.
„Datt krieg’n wa doch ga‘ nich‘ alle bezahlt, hörma.“
„Ausserdem sinnwa alle no‘ nich‘ volljährig.“
Wieder, wie schon so oft, entbrennt eine große Debatte über dieses Thema. Aber Willy hört den Anderen schon gar nicht mehr zu, sondern konzentriert sich wieder auf das Spiel. Gerade haben die Holländer das zweite Tor gemacht und Willy versinkt in seine Gedanken.
Aus dem notdürftig mit Draht umspannten, holprigen Sportplatz der „Sechsundneunziger“ wird für ihn der Crystal Palace in London. Aus den paar Hundert Zuschauern werden Hunderttausend. So wie er das vor etwa zwei Jahren einmal auf einer Fotografie in einer Zeitung gesehen hat. Diese Fotografie hat er sich zu Hause aufbewahrt. Hunderttausend begeisterte Menschen bei einem Fussballspiel. Beim englischen Pokalfinale.
„Wie Ihr wollt.“, sagt Willy mit fester Stimme. „Ihr könnt mitmachen, oder nich‘. Wir gründen einen Verein. Und datt wird nich‘ sonne Kirmestruppe wie die da.“
Verächtlich deutet er auf den Torhüter der „Sechsundneunziger“, der gerade zum dritten Mal den Ball aus dem Netz holen muß.
„Datt wird etwas noch nie Dagewesenes. Etwas Beispielloses. Der geilste Club der Welt.“