.... oder die Ballade eines Schalkers in der Diaspora
Der Ballade Erster Teil
Zwischen Isar und Loisach, da bin ich geboren Ein paar Tage später ham die Schalker gleich verloren Gegen die Bayern aus München, die kamen grad empor Rainer Ohlhauser schoß das „goldene“ Tor
Aus mir wurde trotzdem nie ein richtiger Bayer Mir bedeuteten nix Beckenbauer, Müller oder Maier Fischer, Abramczik und Rüssmann, das waren meine Helden Doch mit denen hatte ich hier nicht viel zu melden
Als Schalker in München dazu bedarf es Mut Doch mein Vater vererbte mir halt nun mal königsblaues Blut Jedes Jahr kamen wir mindestens einmal ins Revier Und besuchten den FC Schalke 04
„Mein erstes Mal“, das war kein Entzücken Der Gegner hieß 1. FC Saarbrücken Wir verloren das Spiel und am Ende auch die Schale Deutscher Meister wurde Gladbach zum letzten Male
In den folgenden Jahren gabs viel zu leiden Denn der Abstieg ließ sich nicht mehr vermeiden Wir spielten gegen Lüttringhausen, Unterhaching und Meppen Und die Bayern-Fans fragten mich, „Wos wuist’n mit Deine Depp’n
Und mußt Du mal sch****n und hast kein Papier Dann nimmst Du die Fahne von Schalke 04“ Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen Die Jungs aus meiner Klasse verhöhnten mich Morgen für Morgen
Für die gab es fast jedes Jahr irgendwas zu feiern Und ich begann ihn zu hassen, den FC Bayern Mit den „Löwen“ dagegen teilte ich meinen Kummer Die waren mittlerweile eine noch kleinere Nummer
Am 2. Mai 84 schoß Olaf Thon Drei Tore gegen die Bayern im Parkstadion Anderntags ging ich zur Schule ganz in Blau und Weiß Und die Bayern-Fans fragten, „Wos wuist’n Du Preis?“ In meiner Kutte, mit Trikot und mit Schal Schritt ich stolz auf mein Schalke durchs Loisachtal
Mir wuchs mein erster Bart und meine Haare wurden länger Und für meine Schalker wurd’s immer enger Zweite Liga, Abstiegsplatz, kaum noch Geld, keine Tore Skandale gehörten bei uns zur Folklore
So war’s in den Achtzigern, Ihr werdet Euch erinnern Die Schalker gehörten wahrlich nicht zu den Gewinnern Doch wir fuhren fort, unser Schicksal zu ertragen Zu lieben und zu ehren in guten wie in schlechten Tagen....
Einst die fixe Idee eines halbwüchsigen Schlosserlehrlings, heute DER GEILSTE CLUB DER WELT - FC SCHALKE 04
16. Juni ´91, ich werd’s niemals vergessen Die Darmstädter Lilien kamen aus Hessen „Attacke!“, La Ola für’s Buch der Rekorde Und dann stürmte sie den Platz, die blau-weiße Horde
Wir feierten gleich weiter bis zum Dritten Advent Und sangen das Lied, das noch heut‘ jeder kennt „Schaaaalke und der FCN!“ Kann’s was Schöneres geben? Einst harte Rivalen, heute Freunde für’s Leben
Rolf Rojek‘s erster Samba-Zug, wißt Ihr es noch? Ich fuhr aus München nach Nürnberg hoch Dort wurden wir wie die Könige hofiert Und mit rot-schwarzen Devotionalien dekoriert
Nürnkirchener und Gelsenberger kunterbunt durcheinander gemischt Und so manches frische Veltins und Tucher wurde zusammen gezischt Ja, das waren noch Zeiten, so wird nur gefeiert Wenn man ansonsten in der Liga rumeiert
„Jeder Weg geht mal zu Ende, jede Ehe mal zerbricht. Selbst Atome kann man spalten, aber unser Bündnis nicht.“ Verzeiht mir, „Pokalmatadore“, ich mußte Euch das klauen Für mich gehören diese Worte in Stein gehauen
Schon Max und Berni haben sich sehr gut verstanden Wenn sie gemeinsam in der Nationalmannschaft standen Mein Kumpel Rainer und ich, wir pflegen diese Tradition Meine Eltern nahmen ihn auf wie den eigenen Sohn Und auch ich geh bei ihm Tag und Nacht ein und aus Und fühl mich an der Rednitz ganz wie zu Haus
Königsblau und Weinrot, Ruhrpott und Franken Gebe Gott, sie mögen sich niemals zerzanken Denn so etwas gibt’s nicht noch mal auf der Welt Der Verlust wär unersetzlich, wenn die Freundschaft zerfällt....
Einst die fixe Idee eines halbwüchsigen Schlosserlehrlings, heute DER GEILSTE CLUB DER WELT - FC SCHALKE 04
Mein Haar wurde grau mit den Jahren und licht Aber noch verroste und verkalke ich nicht Bin auch noch nicht erlahmt und liebe königsblau Manche Frau nahm’s mit der Treue nicht so genau
Bin grade erst zum zweiten Mal Achtzehn gewesen Und lasse Euch jetzt hier meine Lebensbeichte lesen Ich schreibe sie ins Forum ganz ungeniert Dabei weiß ich eigentlich gar nicht, ob sie Euch interessiert
Jeder von uns wüßte soviel zu berichten Jeder von uns kennt so tolle Geschichten Stunden, nein Tage könnte man sich über Schalke erzählen Also mich vermag damit keiner zu quälen
Wißt Ihr es noch, wart Ihr auch dabei In Valencia, auf Teneriffa und in der Lombardei In Trabzon wurde das Schwarze Meer blau und weiß An der Leine machten wir den „Roten Teufeln“ die Hölle heiß
Kennt Ihr noch die Sportfreunde aus Eisbachtal Wir schlugen sie zweimal nur knapp im Pokal Auch in Linx, in Vorsfelde und in Rain am Lech Hatten wir Glück und in Mainz leider Pech
„Eisern Union“ gegen „Kohle und Stahl“ Ein Jahr später eroberten wir den Ku’damm gleich noch einmal Mayer-Vorfelder hat unseren Thomas Waldoch nicht erkannt Und dem Rudi, hackenstramm, flog der Pokal aus der Hand
Als im November 89 in Berlin die Mauer fiel Hatten wir gegen Blau Weiß 90 auch kein so leichtes Spiel Dietmar Schacht und Bjarne Goldbaek wird wohl jeder noch kennen Aber wer kann noch Kotas und vor allem Wildoer nennen
Die Pillendreher in der Farbenstadt trauten nicht ihren Ohren 1:6 hatten die Knappen dort gerade verloren Und die Schalker Gemeinde oben auf den Rängen Feierte unsere Mannschaft mit lauten Gesängen
Neulich in Pasching wurde das Freibad gestürmt Und damals, erinnert Ihr Euch, ist die Borussenfront getürmt Um Einfälle waren Schalker niemals verlegen Seit dem 2. Mai 87 sogar mit päpstlichem Segen
Auch am unsäglichen 11. September hat Schalke gespielt Doch die Beine waren schwer, es wurde kein Tor erzielt Die Köpfe unserer Gegner aus Athen waren auch nicht frei Aber die hatten halt zu ihrem Glück ihr Kleeblatt mit dabei
Gegen die „Kleeblatt-Piraten“ aus Dublin reichte es zum Sieg Damals war in Irland noch Bürgerkrieg „Right Wing“ mit „White Ring“ verwechselte unser „Schtann“ So geht’s einem halt, wenn man kein Englisch kann
Ach ja, unser „Schtann“, ich hab ihn auch noch gekannt Als kleiner Junge starrte ich voll Ehrfurcht auf ihn wie gebannt Leider hab ich ihn nicht mehr spielen gesehen Sondern eben nur hinter seiner Ladentheke stehen
Er war immer höflich, hilfsbereit und nett Eines Abends klingelte ihn mein Vater wohl aus dem Bett Wir brauchten Karten für irgendein Spiel Dem „Garrincha vom Schalker Markt“ war nix zu viel
Aber ich merke schon, jetzt werde ich sentimental Ich denke, das lassen wir lieber mal Sonst kommt mir noch der alte Ernst Kuzorra in den Sinn Der war auch fast immer bei Bosch, wenn ich da gewesen bin
War nett mit Euch zu plaudern, ich dank Euch recht schön Ich hoffe wir werden uns bald mal wiedersehen....
by nuvoletta
Einst die fixe Idee eines halbwüchsigen Schlosserlehrlings, heute DER GEILSTE CLUB DER WELT - FC SCHALKE 04